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Border
gaze : grenzblick - Dokumentarfilm aus Europas Südosten
09.01.- 15.01. 2014
// Dokumentarfilm aus Europas Südosten.
Das gesamte Programm zum Download als PDF-Datei: border gaze
border
gaze : grenzblick
Im Fokus: Factum
(Zagreb)
Das Land, das einmal Jugoslawien war, trägt heute viele Namen.
Seit über 20 Jahren prägen neue Grenzen und
Grenzziehungen diese europäische Landschaft. Hier bilden die
Ränder Europas ihre eigene Semiperipherie zwischen EU und
Balkan, zwischen mitteleuropäischer und osmanischer Tradition.
Mit dem Rücken zum Sozialismus und zum Turbo-Kapitalismus
gewandt, werden die Räume zwischen Individuum und Gemeinschaft
heute neu verhandelt.
Mitten in Europa brachten in den 1990er Kriege neben traumatisierten
Gesellschaften, sieben neue Staaten hervor. Sie scheinen dem westlichen
Europa of genug immer noch fern zu sein, trotz EU-Erweiterung. Denn die
Grenzen, die unsere europäische Wirklichkeit einhegen,
schließen zugleich die Wahrnehmung der kleinen,
alltäglichen Geschichten dieser Grenzverschiebungen aus.
border gaze,
der Grenzblick vergegenwärtigt als deterritorialisierter Blick
Veränderungen, Sehnsüchte, Migrationen,
Verletzbarkeiten, Widerstände. Er macht aber auch die
Stärken der Menschen sichtbar, die mit diesen Brüchen
und Grenzen nicht nur zu leben wissen, sondern mit ihrer Geschichte
auch Momente der Überwindung schaffen.
Kosovo, Istrien und Bosnien stehen in border gaze exemplarisch
für die Grenzräume, in welchen intime Beziehungen und
soziale Fragen Teil der Grenzziehungen sind. Im Fokus der Reihe steht
zudem das Zagreber Produktionshaus Factum, das mit seinen Filmen
wesentlich zur regen Entwicklung eines unabhängigen
Dokumentarfilms in Kroatien beitrug. Alle Filme werden in
Erstaufführung in München gezeigt.
Das Werkstattkino
ergänzt mit der Spätvorstellung
Balkan Grill die Reihe border gaze. Den Auftakt macht
Dušan Makavejevs legendärer WR: Mysterien des Organismus (WR:
Misterije organizma), der auf 35mm aus dem Fundus des
Werkstattkinos stammt.
Ein seltener Glücksfall, einen der Paradefilme der
jugoslawischen Schwarzen Welle in München zu sehen. Der Fall Charms
(Šlučaj Harms) ist ein weitgehend in
Vergessenheit geratener jugoslawischer Film aus der Endphase
jugoslawischer experimenteller Kulturproduktion (1987). Am russischen
Schriftsteller des Absurden, Daniil Charms, zeigt der Regisseur
Slobodan Pešić die Absurdität des kommunistischen
Regimes.
Als dritter Film führt Wolfgang Staudts Herrenpartie aus dem
Jahr 1964 in die Zeit deutscher Aufarbeitung der NS-Zeit. Ein deutscher
Männergesangsverein strandet auf dem Weg an die
Adriaküste in einem kleinen Dorf, in dem nur Frauen leben. Es
stellt sich heraus, dass ehemalige Wehrmachtsoldaten auf die Witwen
jugoslawischer Partisanenkämpfer treffen.
IM FOKUS: FACTUM
(Zagreb)
Im Zentrum der einwöchigen, im Werkstattkino
präsentierten Reihe steht der Fokus auf dem Zagreber
Produktionshaus Factum.
In seinem mittlerweile über fünfzehnjährigen
Bestehen waren es immer wieder Filme von Factum, die nicht nur in
Kroatien, sondern auch in der Region wichtige Impulse für die
gesellschaftspolitische Debatte gaben. 1997 wurde Factum vom Regisseur
und Produzenten Nenad Puhovksi ins Leben gerufen, mit dem Ziel
Dokumentarfilmern in Kroatien eine von politischen Strukturen
unabhängige Finanzierung und Unterstützung zu
gewährleisten. Seitdem entstanden rund 60 Filme, die als Kurz-
oder Langfilm einen etwas anderen Blick auf die Gesellschaft werfen.
Anfangs war es vor allem der Krieg und seine heroische Huldigung, der
mit Factums kritischen Filmen hinterfragt wurde. Sie stellten die
kroatische Kriegsgewalt in den Vordergrund, die es nach der Meinung
vieler Kroaten nicht gab („Sturm über der
Krajina“ im Jahr 2001).
Im Fokus finden sich aber auch die stillen Seiten des Alltags wieder,
die Verlierer einer im Umbruch sich befindenden Gesellschaft, die von
den Gewalttaten, die im Namen der Gemeinschaft verübt wurden,
noch immer geprägt wird. Factums Filme zeigen Menschen, die
hinter diesen Erfahrungen und Lebenswelten stehen, lassen aber auch die
Menschen selbst erzählen, wie den Obdachlosen Čedo. Insgesamt
werden an den ersten vier Tagen sieben Filme gezeigt, die von Factum
produziert wurden, vier neuere und drei ältere.
„ Thematically, Factum’s films can be divided in
several groups: films about Croatia’s recent history; films
that have aroused controversies, sharp criticism and public
confrontations; films tackling with the stories no one else wanted to
tackle with at that time; films that addressed new topics, in Croatia
and the entire region. These are, among others, Storm Over Krajina,
Lora – Testimonies, Pavilion 22, I Have Nothing Nice To tell
You, Three and many more. On the other hand, Factum was a pioneer of
autobiographical documentaries and made it possible for Croatian
documentary films to join the global trend of intimate and personal
reexamination of the world we live in by talking about authors
themselves. These films include Graham And I, The Boy Who Rushed, All
About Eve, Optimist Class, War Reporter, Behind The Looking Glass and
others.
Finally, Factum also developed a third production
‘line’ – documentaries about people
living on margins of society. Although such topics have always existed
in Croatian documentarist tradition, Factum’s authors spoke
about them in the moment of social homogenization, when all kinds of
minorities were pushed to the utmost margin. In addition to the
aforementioned films, this group includes Peščenopolis,
Barge Keeper, Straight A's, Vajt, In Fond Memory Of TDZ, Together, Čedo
and many others.“ (Factum)
DONNERSTAG
09.01.2014
// 20:30 UHR
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ALBUM
(KRO
2011)
Regie: Branko Ištvan,
Produktion: Factum, O.m.engl.U., Beta SP, 50 Min.
Die Reihe wird eröffnet mit dem Film
„Album“, 2011 von Branko Ištvan gedreht
und von Nenad Puhovski produziert. Im filmischen Essay
„Album“ lässt uns der kroatische Autor
Miroslav Kirin an seinen Familienerinnerungen anhand Fotografien aus
seiner Kindheit teilhaben. Diese Erinnerungen an den Ort der Kindheit
werden durch die Flucht der Familie aus dem Kriegsgebiet in der
Nähe von Sisak jeh unterbrochen. Nach dem Krieg kehren seine
Eltern wieder in das verlassene Haus zurück. Im leeren Haus
entdecken sie einen Negativfilm, den die ihnen unbekannte serbische
Familie, die in ihrem Haus während des Krieges gewohnt hatte,
hinterließ.
Die Fotos, die sie entwickeln aus dem Film ließen,
schließen nun die zeitliche Lücke in ihren
Erinnerungen. Die Bilder der ihnen Unbekannten werden somit Teil ihrer
eigenen Geschichte und führen sie zu den Menschen, die hier
lebten. Ein Film, der nach den grausamen Kriegen eine
versöhnliche Sprache findet.
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A
LETTER TO DAD (Pismo ocu) (SRB/GB
2012)
Regie/Produktion: Srđan Keča, O.m.engl.U.,
Digital, 48 Min.
Als zweiter Film des Eröffnungsabends folgt der ebenfalls sehr
persönliche Film
„A letter to Dad“ (Pismo ocu) (2011) (45 Min.) des
serbischen Filmemachers Srđan Keča. Er stellt die Frage nach der
individuellen Verantwortung für den Krieg in einer
unaufgeregten und berührenden Auseinandersetzung mit seinem
Verhältnis zum Vater. Der Tod des Vaters öffnet den
Raum für eine versöhnliche Betrachtung der
jüngsten jugoslawischen und serbischen Vergangenheit sowie der
Rolle, die der eigene Vater darin einnahm. Ohne die Frage nach der
Verantwortung allerdings endgültig zu beantworten.
"What distinguished Keca from the post-World War II generation of the
60s, the post-Vietnam generation of the 80s, and perhaps from his own
post-Soviet Union generation, is a lack of accusation. Here is a
director looking for a truth he does not seem to have found before
making his film. Indeed, Keca is reluctant to tear conclu sions from
the sometimes shocking accounts of the people he interviews. (...) Keca
forces one to raise one’s eyebrows in astonishment. Reality
is banal. There might have been a war, massacres, and expulsion but
after all, it’s all about keeping one’s house,
driving a car, raising a family. Why one might go out to kill people is
a second degree question. In Keca’s film, it seems almost
beside the point." (Moritz Pfeifer, East European Film Bulletin)
In
Anwesenheit von Srđan Keča
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FREITAG
10.01.2014
// 20:30 UHR
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BLUE WALL, RED DOOR (Muri I kaltërt, dera e kuqe) (KOS 2009)
Regie: Alban Muja / Yll Çitaku, O.m.engl.U., Digital, 33 Min.
In
“Blue wall, red door” zeigen die Regisseure Alban Muja und
Yll Çitaku wie die Straßennamen von Prishtina zu
historischen Quellen sich wandelnder Ideologien und
Migrationsbewegungen in Kosovo nach 1999 wurden. Beispielsweise
heißt die frühere „Lenin-Straße“ heute
„Bill Clinton Boulevard“. Der zentral gelegene Ort des
Sport- und Einkaufszentrums, welches nach den legendären
Partisanenkämpfern „Boro und Ramiz“ benannt wurde,
heißt heute gemeinläufig: bei „NEWBORN“. Das
Newborn-Monument wurde anlässlich der
Unabhängigkeitserklärung aufgestellt. Alban Muja führt
als Erzähler durch den Dokumentarfilm und interviewt unterwegs
Taxifahrer, Feuerwehrleute, Sanitäter, Postboten sowie Passanten.
Ihre Orientierungshinweise gewähren einen Einblick, wie das Wissen
über die Entwicklung der Straßennamen ein tiefgreifenderes
Verständnis über die Entwicklung der Stadt
(Programmänderung: The Golden Ice-Cream entfällt)
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LOST
SHOES (Këpucet e
humbura) (KOS 2012)
Regie/Produktion: Shota Bukoshi, O.m.engl.U.,
Digital, 21 Min.
Die Brücke zwischen Vergangenheit und
Gegenwart des Kosovo schlägt der Kurzfilm „Lost
shoes“ (Këpucet e humbura) (2012) der jungen
Regisseurin Shota Bukoshi, der eine ehemalige, im Kosovo in
Trümmern stehende Schule als Szenerie wählt. Sie
lässt drei ehemalige Schüler von ihrer Schulzeit in
den 1990er Jahren erzählen. Der manchmal recht
ungewönliche Alltag, der die Jugend der drei Erzähler
vor dem Krieg 1998/99 prägte, zeigt sich in
persönlichen Erinnerung an die Schule und die
albanisch-serbischen Konflikte.
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SEX (KOS
2013)
Regie: Kaltrina Krasniqi, Produktion: Kosovo
2.0, O.m.engl.U., HD Digital, 45 Min
Der Film „SEX“ (2013) der Regisseurin Kaltrina
Krasniqi dokumentiert eine junge kreative Szene in Prishtina, die sich
nicht davor zurückscheut auch das Thema der sexuellen
Orientierung in die kosovarische Öffentlichkeit zu bringen.
Bei einer sogenannten „Sexparty“, die Teil einer
künstlerischen Intervention war, offenbart sich aber auch die
andere Seite einer gegenwärtigen Entwicklung zu
religiösem, islamischen Konservatismus: Islamische
Männer fielen in das Kulturzentrum ein und zerstörten
die Räumlichkeiten der Künstler-Plattform
„Kosovotwopointzero“. Ein Schock für die
jungen Aktivisten. Der Film arbeitet diese Ereignisse auf und
rekonstruiert, wie es zu diesem Ereignis kam.
In
Anwesenheit von Shota Bukoshi und Kaltrina Krasniqi.
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SAMSTAG
11.01.2014
// 18:00 UHR
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STRAIGHT
A'S (Sve 5!) (KRO
2004)
Regie: Dana Budisavljević, Produktion: Factum, O.m.engl.U., Beta SP, 45
Min.
Dana Budisavljević portraitierte 2004 in „Straight
As'“ (Sve 5!) die Rückkehr von Lidija
Šunjergi, die 15 Jahre zuvor Dalmatien verließ und
in Amsterdam als Prostituierte und Pornodarstellerin arbeitete. Der
Film zeigt mit großer Nähe die Konfrontation ihrer
Biografie mit dem Umfeld ihrer Kindheit: die Mutter, der katholische
Konservatismus und die skandalgetriebene Öffentlichkeit machen
es ihr nicht leicht, wieder zu Hause anzukommen.
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THE
PURSUIT OF LUCK (Barajki si
ja srekata) (MAZ 2013)
Regie: Marija Džidževa, Produktion: Award
Film&Video, HD Digital, O.m.engl.U., 66 Min.
„The Pursuit of Luck“ (Barajki si ja srekata)
(2013) von Marija Džidževa begleitet zunächst acht
makedonische Männer auf ihrer Reise nach Moskau, wo sie eine
Frau und damit ihr Glück zu finden hoffen. Anhand von drei
Portraits werden die Geschichten von Hoffnung, Glaube, Liebe
erzählt. Sie zeigen auch die Schwierigkeiten, die die Hoffnung
auf das persönliche Glück zugleich beinhaltet: Was
ist Liebe? Ist eine Frau die Lösung für ihr Hoffen
auf Glück? Und wozu ist auf der anderen Seite die Frau bereit?
Ein Film, der eine Gesellschaft über ihre Vorstellungen von
der Liebe spiegelt.
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SAMSTAG
11.01.2014
// 20:30 UHR
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THE
ABANDONED TOWN
(Napušteni grad) (KRO
1999)
Regie: Magdalena Piekorz, Produktion: Factum, Beta SP, O.m.engl.U., 18
Min.
Der 1999 von Factum produzierte Kurzfilm „The Abandoned
Town“ (Napušteni grad) von Magdalena Piekorz nimmt
mit dem istrischen Piemonte eine kleinen Welt in den Blick, die
allmählich zu verschwinden droht. Während sich im
nahen Grožnjan Künstler aller Coloure tummeln, ist Piemonte
eine vom Aussterben bedrohte Stadt. Der Großteil seiner
Bewohner waren bis 1945 Italiener, die nach dem Zweiten Weltkrieg, mehr
unfreiwillig als freiwillig, Istrien verließen.
Der Film machte sich zu einer Zeit, als Kroatien wenig Toleranz
gegenüber seinen Minderheiten zeigte, auf den Weg, diese
verloren gegangenen Menschen und ihre Geschichten zu suchen.
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TIMELESS
RIVER (Trenutek reke / Il tempo di fiume) (SLO
2010)
Regie: Anja Medved, Nadja Velušček,
Produktion: Kinoatelje, O.m.engl.U., 63 Min.
In Slowenien entspringt in den julischen Alpen der Fluß Soča,
der sich mit seinem aquamarinfarbenen Wasser durch die Schluchten
Sloweniens windet, um in Italien als Isonzo die Grenzstadt Gorizia zu
passieren und in die Adria zu münden. Der Bergfluß
verbindet Alpen und Mittelmeer, Slowenien und Italien, und eine
Grenzregion, die vor dem Ersten Weltkrieg eng verflochten war. Die
Gegensätze und vielen Seiten des Flusses, sein weibliches
Wesen im Slowenischen, sein mänliches im Italienischen, die
blaue Farbe des Wassers und die der blutigen Geschichte begleiten
seinen Lauf. Der Kreislauf der Natur steht den Zerstörungen
der Menschen gegenüber. „Timeless river“
folgt dem Flußlauf von seiner Quelle bis zur Mündung
und rückt die Menschen ins Bild, die eine besondere Beziehung
zum Fluß und seiner Natur haben.
(Programmänderung: Mama
Europa entfällt)
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SONNTAG
12.01.2014
// 18:00 UHR
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THE
BLOCKADE
(Blokada) (KRO 2012)
Regie: Igor Bezinović, Produktion: Factum/Restart, Digital,
O.m.engl.U., 93 Min.
„Blokada“ (2012, Factum) von Igor Bezinović
dokumentiert den Studentenstreik, der 2009 die Philosophische
Fakultät in Zagreb wochenlang blockierte. Die drohenden
Studiengebühren und die damit verbundene
„Ökonomisierung“ der Hochschulbildung war
Ausgangpunkt für einen neuen politischen linken Diskurs in
Kroatien, der in den Protesten seinen ersten sichtbaren Ausdruck fand.
Mit Kreativität und ausgearbeiteten Argumenten zeigten die
Studenten wie politischer Protest in der Gegenwart aussehen kann. Die
neue Generation bewies mit diesem Streik
auch, dass sie den Krieg, seine Aushöhlung der Demokratie und
die Blockade des Politischen hinter sich gelassen hat: „The
film follows the protagonists' lives after the blockade , their
conflicts, their uncompromising fight and, finally, their decision to
end the blockade and continue their fight using other means.”
(FACTUM)
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SONNTAG
12.01.2014
// 20:00 UHR
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ČEDO (KRO
2012)
Regie: Nikola Strašek, Produktion: Factum, O.m.engl.U.,
Digital, 52 Min.
Das Porträt „Čedo“ (2012) des jungen
Regisseurs Nikola Strašek gibt dem Zagreber Obdachlosen Čedo
Šarabi den Raum, seine Geschichte zu erzählen. Und
er erzählt eine Geschichte, die in Kroatien eigentlich niemand
hören will: angefangen vom jugendlichen Alkoholismus noch zu
Zeiten des Sozialismus, der über die Diskriminierungen der
1990er Jahre, als Menschen mit nicht kroatisch klingendem Namen schnell
zu potentiellen Feinden wurden, der Heroinabhängigkeit
verfiel. Sein Schicksal auf der Straße scheint besiegelt.
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L.E.F
(KRO
2012)
Regie: Goran Trbuljak, Produktion: Factum,
O.m.engl.U., Digital, 9 Min.
Der Kurzfilm „L.E.F.“ (2012) von Goran Trbuljak
nimmt die Initialen der Französischen Revolution
(Liberté, égalité,
fraternité) zum Ausgangspunkt für seine Suche nach
den Idealen der Demokratie und der jetzigen gesellschaftlichen Ordnung.
Sein Blick schweift zu den Mülltonnen auf den Kontinenten
dieser Welt.
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KARL
MARX AMONG US (Karl Marx med
nami) (SLO
2013)
Regie: Jurij Meden, Produktion: Kino!,
O.m.engl.U., Digital, 46 Min.
Der Experimentalfilm „Marx among us“ (Marx med
nami) (2013) von Jurij Meden, Programmdirektor der Kinematek in
Ljubljana, lotet in einem Zusammenschnitt von Schwarzweißbild
und literarischen und künstlerischen Zitaten
die Möglichkeiten einer Erneuerung der Marxschen
Ideale aus. Wie kann die existentielle Unsicherheit, mit welcher viele
Menschen, vor
allem in den südlichen Staaten Europas, in der Gegenwart
konfrontiert sind,
benannt werden? Wie könnte ein Narrativ aussehen, das die
kommunistische Idee für unser Leben wieder glaubhaft macht?
Medens Film zeigt sich als intertextuelles Medium, das mit der Sprache
der europäischen Avantgarde die Zukunft herausfordert.
In
Anwesenheit von Jurij Meden
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MONTAG
13.01.2014
// 20:30 UHR
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LOOKING
THROUGH THE IRON
CURTAIN (SLO/IT 2010 )
SLO/IT 2010, Regie: Anja Medved, Produktion: Kinotatelje, O.m.engl.U.,
Digital, 21 Min.
Der Kurzfilm „Looking through the Iron Curtain“
(2010) der slowenischen Regisseurin Anja Medved widmet sich der
Grenzstadt Gorizia auf italienischer und Nova Gorica auf slowenischer
Seite. Die EU-Osterweiterung und die Verschiebung der Schengen-Grenze
(2004 und 2007) zeigten sich gerade in dieser italienisch-slowenischen
Grenzregion als eine Wiedervereinigung von vielen Familien- und
Lebensgeschichten, die 1945 auseinandergerissen wurden. Der Film
lässt Menschen von der Grenze und ihren kleinen
Schmugglergeschichten im ehemaligen Zollgebäude in der
geteilten Grenzstadt erzählen.
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MY
NAME IS JANEZ JANŠA
(Jaz sem Janez Janša) (SLO 2012)
Slowenien 2012, Regie: Janez Janša,
Produktion: Aksioma, O.m.engl.U., HD Digital, 67 Min.
Der Film des slowenischen Künstlers bzw. Kollektivs Janez
Janša „My name is Janez
Janša“ (Jaz sem Janez Janša) (2012)
erzählt nicht nur vom Verhältnis der Menschen zu
ihrem Namen, sondern auch von der politischen Aufladung, die Namen
durch ihre symbolische Funktion erhalten: Der Film führt den
künstlerischen Akt der Überidentifikation, bei
welchem drei Künstler ihren Geburtsnamen standesamtlich durch
den Namen des rechtsgerichteten slowenischen
Ministerpräsidenten Janez Janša ersetzten und da
mit für Verwirrung und Unverständnis sorgten,
konsequent weiter. Damit führen Sie auf eine radikale, da tief
in ihr Leben eingreifende Weise die künstlerischen
Interventionen weiter, mit welcher schon das Kollektiv „Neue
Slowenische Kunst“ (Laibach, IRWIN) in den 1980er Jahren das
jugoslawische politische System herausforderte.
„A name. Everybody has one. Individuals, artists and
academics from all over the world share their thoughts about the
meaning and purpose of one’s name from both private and
public perspectives. The problem of homonymy and other reasons for
changing one’s name are explored as the film draws references
from history, popular culture and in dividual experiences, leading us
to the caseof a name change that
caused a stir in the small country of Slovenia and beyond.”
(Aksioma)
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DIENSTAG
14.01.2014
// 20:00 UHR
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ONE
WOMEN - ONE CENTURY (Jedna
žena - jedan vek) (SRB 2011)
Regie: Želimir Žilnik, Produktion: playground produkcija, O.m.engl.U.,
HD Digital, 110 Min.
Der jüngste Film des jugoslawischen Pioniers des kritischenund
experiemntellen Films, Želimir Žilnik, „One Women - One
Century“ (Jedna žena - jedan vek) (2011) begibt sich mit dem
monumentalen Porträt der hundertjährigen Dragica
Srzentić auch auf die Spuren der jugoslawischen Geschichte. Das Leben
der in Istrien geborenen Frau, deren Schlüsselerlebnisse mit
jenen Jugoslawiens eng verknüpft sind, findet hier in einer
Komposition aus Gesprächen, animierten Bildern und Fotografien
eine unglaubliche Form. Gemeinsam mit ihr erlebt man, wie ein junges
Mädchen die Zwischenkriegszeit, eine politisch engagierte Frau
die Zeit der Okkupation und des Faschismus und den kommunistischen
Neuaufbruchs erlebte. Während sie 1948 noch in der
jugoslawischen Delegation zu Stalin reiste, musste sie auch die Gewalt
erfahren, welche der Staat, für den sie gekämpft
hatte, zur eigenen Selbstlegitimation gegen seine Unterstützer
an wandte: sie berichtet eindringlich von den Folterungen, die sie 1951
im Gefängnis, zur Stalinistin gebrandmarkt, erdulden musste.
Ihr Leben wird hier zum Prisma, in dem sich zugleich die politische
Geschichte eines nicht mehr existenten Staates bündelt.
„In view of Dragica Srzentić’s experiences as a
member of the Yugoslav resistance during the Nazi occupation, her
frequent uttered remark is more than a comment on her own longevity.
One woman – one century: a personal account inseparable from
the turbulent history of Eastern Europe during World War Two and the
aftermath.
The interviewee went underground, fled, got arrested and tortured,
cheated death more than once. Yet her words resonate with humour and
dignity rather than anger or sadness. Želimir Žilnik gives
Srzentić’s stories time, supplementing them with footage of
his subject’s journey to a parade in Moscow or inserting
animated sequences that underscore her achievements.”
(playground produkcija)
In
Anwesenheit von Želimir Žilnik.
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MITTWOCH
15.01.2014
// 20:30 UHR
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ESCAPE
(Bijeg) (SRB/BIH
2013)
Regie: Srđan Keča, Produktion: Uzrok/Care, O.m.engl.U.,
Digital, 23 Min.
Im Mittelpunkt des von der Hilfsorganisation Care produzierten Films
„Escape“ (Bijeg) (2013) von Srđan Keča stehen drei
junge Roma-Frauen und ihr Versuch, ihre schmerzlichen Erfahrungen
hinter sich zu verlassen und einen Neuanfang zu wagen. „Ein
karger, müllbeladener Bolzplatz, mittendrin Danijela, 15 Jahre
alt, allein unter Jungen, stets mit dem Fuß am
Ball… Elvira ist jung und frisch verliebt, als sie nach nur
wenigen Monaten Beziehung heiratet. Bald darauf wird sie Mutter. Die
kleine Familie hat es schwer, es fehlt an allen Ecken und Enden.
Elviras Mann lässt seine junge Frau und Tochter allein
… Galiba hat viele Jahre häuslicher Gewalt hinter
sich. Mit einem bitteren Lachen erinnert sie sich an die ersten
Schläge: Ihr Mann verlor einen Wettkampf, sie
amüsierte sich über seine Niederlage, er
fühlte sich in seinem Stolz verletzt. Erst nachdem ihre Kinder
erwachsen waren, nahm Galiba ihr Leben in die Hand und bekam ein
kleines Darlehen für eine Hühnerzucht.“
(CARE)
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CLOSE
UP IN TOTAL (Krupno u
totalu) (BIH
2012)
Regie: Slaviša Mašić, Produktion: Josip
Pejaković, O.m.engl.U., Beta SP, 72 Min.
Der bosnische experimentelle Dokumentarfilm „Close up in
Total“ (Krupno u totalu) (2012) von Slaviša
Mašić beschließt die einwöchige Reihe
border gaze. Der Regisseur reiste für seine TV-Sendung
„Im Namen des Volkes“ mehrere Jahre durch Bosnien
und Herzegowina und sammelte die Stimmen der Vielen. Durch die
Komposition banaler, sich wiederholender Aussagen von rund 500 Menschen
erhalten sie hier plötzlich einen tieferen Sinn. Dieses, wie
eine bosnische Journalistin schrieb, nicht immer schöne
Gesicht des Landes, zeigt aber mit seinen verschrumpelten und zahnlosen
Menschen zugleich sehr viel eigenwillige Emotionalität. Der
ebenso eigenwillige Film ist eine Collage aus sich ähnelnden
Motiven und Themen, die das ganze Land, obgleich seiner politischen
Zerrissenheit, wie ein Musikstück wieder zu einem Ganzen
zusammenfügt.
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Spätvorstellung:
BALKAN GRILL
SAMSTAG /SONNTAG
(11.&12. Januar)
// 22:30 UHR
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WR: Mysterien
des Organismus (WR:
Misterije organizma) (Jugoslawien 1971)
Regie: Dušan Makavejev, Darsteller: Milena Dravić, Jagoda
Kaloper, Deutsche Fassung, 35mm, 86 Min.
„W.R. – MYSTERIEN DES ORGANISMUS (1971) ist eine
brillante, unterhaltsame, assoziative Montage aus dokumentarischem
Material, inszenierten Passagen und Filmzitaten, in der Makavejev
ungestüm die These durchleuchtet, dass eine freie
(kommunistische) Gesellschaft und freie Liebe untrennbar
zusammengehören. Beim Wiedersehen des Films fällt
eher die ironische Systemkritik auf als die freizügige
Darstellung genitaler Details und Vereinigungen. Beides hat aber wohl
damals die Gemüter in Ost und West erhitzt.” (Anna
Hoffmann)
Vorfilm: Don Quihote (Don
Kihot), (Jugoslawien 1961)
Regie: Vlado Kristl,
Animation, 35mm, 11 Min.
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MONTAG (13.01.2014)
// 22:30 UHR
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Der
Fall Harms (Slučaj Harms)
(Jugoslawien 1987)
Regie: Slobodan D. Pešić, Darsteller: Frano Lasić, Damjana
Luthar, Milica Tomić, O.m.U., Digital, 93 Min.
Der Film beschreibt ein mögliches Szenario der letzten Tage
vor Daniil Charms Tod: russischer Schriftsteller des Absurden und 1942
unter Stalin zum Tode verurteilt. Nachdem ihn die Behörden
nach dem Aufenthaltsort seiner literarischen Figuren befragt wurde,
wird er zwar wieder auf freien Fuß gesetzt, doch in seiner
Wohnung wird ihm bewusst, dass die Dinge über die er schrieb
plötzlich real sind. Nach der Begegnung mit dem Engel aus
einem seiner “Fälle” träumt er
von einer Exekution und wird von der Angst befallen, dass auch dieser
Traum real werden könnte.
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DIENSTAG/MITTWOCH
(14.&15. Januar)
// 22:30 UHR
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Herrenpartie
(Deutschland/Jugoslawien 1964)
Regie: Wolfgang Staudte, Darsteller: Hans Nielsen, Götz
George, Gerlach Fiedler, Mira Stupica, Nevenka Benković, Deutsch, 16mm,
93 Min.
Ein deutscher Männergesangsverein fährt mit einem Bus
ins populäre Urlaubsland Jugoslawien. Als ihnen das Benzin
ausgeht, kommen sie in ein abgelegenes Dorf, das
ausschließlich von Frauen bewohnt wird. Die Frauen geben
ihnen weder Benzin noch Wasser gegen die Hitze. Die Situation spitzt
sich zu… Pendelnd zwischen politischer Satire und
Schicksalstragödie, ist der hervorragend gespielte Film ein
bemerkenswerter Beitrag zur unbewältigten Vergangenheit beider
Völker. Nicht minder interessant ist der Blick auf die
damalige Rezeptionsgeschichte des Films, der als
„üble Nestbeschmutzung“ diffamiert wurde
und die Kino-Karriere Staudtes als engagierter Gesellschaftskritiker
beendete.
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