Intergenerationelles Vermitteln von Krieg – Erinnerungen, traumatische Erlebnisse und soziokulturelle Herausforderungen von Münchner*innen mit und ohne internationaler Biographie.
25 Jahre Dayton Friedensabkommen
Podiumsgespräch / online 05.12.2020. 18 Uhr
Engagement, Erfahrungen und Erinnerungspraxis
Es erzählen & diskutieren
Thomas Schad; Armina Galijaš; Erwin Aljukić; Asmir Šabić;
Barbara Hartmann Tumba
Moderation : Denijen Pauljević;
Live-Stream:
An jedem Jubiläum der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton, mit dem der Krieg in Bosnien und Herzegowina beendet wurde, wird die Öffentlichkeit mit meist wenig inspirierenden Analysen des Gleichen überschüttet. Analysten, Wissenschaftler, Journalisten führen oft dieselben Argumente an und kündigen das Verschwinden des Staates. Experten aus verschiedenen Disziplinen besprechen die bosnische Verfassung, die ein Teil des Friedensabkommens ist, und machen sie für das (nicht) funktionieren des Staates verantwortlich. Aber trotz allen Prognosen, der Staat existiert seit 25 Jahren und ist stabiler und voraussehbarer als manche europäischen Länder.
Ist Bosnien wirklich so schlecht wie man darüber spricht?
- Kann eine Erinnerungskultur aufgebaut werden, die sowohl positive Aspekte und kulturelle Meilensteine als auch die Erinnerung an die historischen Brüche des zwanzigsten Jahrhunderts umfasst?
- Gibt es Lehren aus dem gewaltsamen Zerfall des politischen Gemeinwesens in Jugoslawien für München und das Europa von heute?
- Wir erzählen unsere Geschichte – Ming(R)a Talks –
Mit freundlicher Unterstützung des Migrationsbeirat der Landeshauptstadt München
BIOGRAFIEN
Dr. Thomas Schad
wurde 2020 als Historiker an der Humboldt-Universität Berlin (HU) promoviert und ist Alumnus der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies (BGSMCS). Für seine Dissertation über den Zusammenhang zwischen muslimischer (bosniakischer) Migration aus Jugoslawien in die Türkei und der Public Diplomacy-Initiative der AKP-Regierung auf dem Westlichen Balkan hat er mehr als zwei Jahre in der Türkei, in Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Serbien, Kosovo und Nordmazedonien geforscht. Dadurch hat er sich in Multi-Sited Ethnography in einem mehrsprachigen Kontext sowie in interdisziplinärer Mehr-Methoden-Forschung erprobt: darunter hauptsächlich qualitative Interviews (Life Stories), öffentliche Meinungen, Populärkultur und Diskursanalyse.
Dr.phil MA Armina Galijaš
ist Assistenzprofessorin am Zentrum für Südosteuropastudien der Universität Graz. Sie hat Ost- und Südosteuropäische Geschichte, Neuere Geschichte und Volkswirtschaftslehre an der Ludwig- Maximilians-Universität München (LMU) studiert. Nach ihrem Abschluss war sie von 2003 bis 2005 am Institut für Geschichte Ost- und Südosteuropas an der LMU. Von 2005 bis 2011 war sie Universitätsassistentin am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien, wo sie auch in Geschichte promovierte. Ihr Forschungsinteresse und ihre akademische Tätigkeit konzentrieren sich auf die moderne südosteuropäische Geschichte.
Barbara Hartmann Tumba, freiberufliche Fotografin, Initiatorin des Fotografie-Projektes „Unsere Sicht – 12 Frauen aus Srebrenica“ oder #everydaysrebrenica mit Frauen aus Srebrenica, muslimische und serbische Bosnierinnen und ehemalige Nachbarinnen, die mit Fotos von ihrem Leben im heutigen Bosnien und ihren Erinnerungen an den Krieg erzählen.
Die früheren und aktuellen Arbeiten werden auf der dreisprachigen (en/bs/de) Webseite präsentiert:
www.instagram.com/everydaysrebrenica/
www.facebook.com/everydaysrebrenica/
Erwin Aljukić
Erwin Aljukić wurde 1977 als Sohn bosnischer (ehemals jugoslawischer) Gastarbeiter in Ulm geboren, und ist Schauspieler, Tänzer, Sprecher und Dipl. Modejournalist.
Seit 25 Jahren ist er als Künstler tätig; vor der Kamera spielte er etwa in der ARD- Serie „Marienhof“ oder im Kinofilm „Wo ist Fred“?. Auf der Bühne stand er am Ulmer Podium oder Stadttheater Trier, von 2018 bis 2020 war Erwin festes Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt.
2014 widmete er sich dem zeitgenössischen Tanz, was ihn zu Auftritten mit der Axis Dance Company in Kalifornien oder der Candoco Dance Company in London führte. Außerdem arbeitete er zusammen mit Jérôme Bel in „Gala“ (z.B. Münchner Kammerspiele), Alessandro Schiattarella in „Strano“ (Tanzhaus Zürich) oder Doris Uhlich in „Every Body Electric“ (z.B. Biennale Venedig, Tanzquartier Wien) .
Daneben engagierte er sich unter anderem für die Aktion Mensch und als Botschafter, etwa für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Neben der Schauspielerei studierte er Dipl. Modejournalismus an der Akademie Mode Design in München (Thema der Diplomarbeit: „Mode und Islam – zwischen Modernität und Tradition“) und ist seitdem als Freelancer tätig.
Seit der Spielzeit 2020/21 ist Aljukić festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele.
Denijen Pauljević
schreibt Prosa und szenische Texte für Theater und Film. Während der Jugoslawien-Kriege flüchtete er nach Deutschland. 2014 erhielt er die Autorenförderung Raniser Debüt, 2015 das Literaturstipendium der Stadt München. Im Herbst 2021 erscheint bei dtv sein erster Roman.
Asmir Šabić aka Chaspa
Musiker, Kulturschaffender seit 2008 lebt und liebt München. Verantwortlich für eine Vielzahl exzellenter Konzerte in den Stadtteiltreffpunkten Glockenbachwerkstatt, Import-Export und Veranstaltungen wie Maj Musical Monday, das Noise Mobility Festival oder andere Einzelveranstaltungen im Bereich der Post-Rock-, Electronica- und Jazz-Rock-Crossover. War Mitwirkender von Bands wie Majmoon, aus München oder D’Aqui Dub aus Marseille.