Wer ist der Mensch neben dir? Die Bäckerin, die dir jeden Morgen deine Breze eingepackt.
Die Mutter mit Kinderwagen in der Tram. Der Bauarbeiter, der dich im Vorbeigehen grüßt.
Der Taxifahrer, der dich zu jeder Stunde an den Ort deiner Wahl bringt. Die Abgeordnete, deren Name du nicht aussprechen kannst.
Du mitten unter Menschen. Menschen – und mittendrin: Du.
München, geschmückt mit Herz, geschmückt mit Weltoffenheit, geschmückt mit Gemütlichkeit.
Gemütlich ist ein Teppich aus Schweigen, aus Nicht-nachfragen, aus Nicht-so-genau-hinsehen.
Doch unter dem Teppich warten Worte, wirken Erinnerungen.
Wir sind eine Migrationsgesellschaft, der Teppich unter uns gewebt aus unzähligen Fäden.
Unterschiedliche Stärken, Farben, Beschaffenheiten. Eine Textur aus seidig-zarten Bändern
voller Glück und bunten Erinnerungen, ebenso aus rauen, dunklen Strängen, durchwirkt von
Erfahrungen des Krieges, des Genozids, der Flucht.
Was sehe ich, wenn ich in den Spiegel blicke? Dein Ebenbild mit deiner Geschichte.
Zuhören, hinsehen, Worten Raum geben.
Meine Geschichte verknüpft mit deiner.
Nach dem Blick in den Spiegel ist das Sehen ein anderes.
© Fotos: Nils Nebe
https://srebrenicamemorial.org/
https://www.deutschlandfunkkultur.de/schreiben-nach-srebrenica.1013.de.html?dram:article_id=165126
http://www.srebrenica-frauen.org/
https://www.newyorker.com/news/news-desk/in-sarajevo-a-dancer-in-the-dark
https://www.focus.de/politik/ausland/geschichte-gedenken-zum-20-jahrestag-des-srebrenica-voelkermordes_id_4809693.html
https://gsp.yale.edu/case-studies/yugoslavia-former/conflict-genocide-former-yugoslavia-1991-1995
https://kosovotwopointzero.com/en/deleting-the-pain-at-bosnias-borders/